St. Marien Hospital Eickel - Zwangsstörungen
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Erkrankungen

Zwangsstörungen

Eine Zwangsstörung zeichnet sich durch wiederkehrende unerwünschte Gedanken und zwanghafte Handlungen aus. Zu dieser Erkrankung gehören in der Regel Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Vorstellungen, Gedanken oder Impulse, die der Betroffene als unsinnig oder übertrieben erkennt, die sich ihm aber dennoch immer wieder aufdrängen. Sie lösen unangenehme Gefühle wie Ängste, Unbehagen oder Ekel aus. Zwangshandlungen sind sich wiederholende Verhaltensweisen, die oft immer gleich ablaufen müssen und zu denen sich der Betroffene gedrängt fühlt, obwohl er sie als übertrieben oder sinnlos erkennt. Das Ziel der Zwangshandlungen ist oft, die unangenehmen Gefühle zu verringern, die die Zwangsgedanken auslösen. Besonders häufig sind Wasch-, Kontroll- oder Ordnungszwänge.

Circa zwei bis drei der Bevölkerung erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Zwangsstörung. Damit ist sie die vierthäufigste psychische Störung. Zu 85 Prozent tritt die Erkrankung vor dem dreißigsten Lebensjahr auf. Sie wird von der zwanghaften Persönlichkeitsstörung unterschieden, wobei zwischen acht und 29 Prozent der Betroffenen, die an einer Zwangsstörung leiden, auch eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung haben.

Symptome

Zwangsgedanken

Wer unter Zwangsgedanken leidet, wird immer wieder von Vorstellungen heimgesucht, die bei der betroffenen Person Unbehagen, Angst oder Ekel hervorrufen. Dazu gehören zum Beispiel der ständige Gedanke, man könne einen nahestehenden Menschen verletzen, der dauerhafte Zweifel, ob man den Herd wirklich ausgemacht hat oder auch die Angst, pädophil zu sein. Darüber hinaus leiden einige Patienten unter „magischen“ Befürchtungen, wie etwa, dass ein bestimmter Gedanke eine Katastrophe auslösen könnte. Die Betroffenen versuchen, Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen solche Gedanken auftreten. Die Gefahr, dass der Betreffende die befürchtete Handlung tatsächlich ausführt, besteht in der Regel nicht. Zusätzlich gibt es auch gedankliche Rituale, die dem Betroffenen dazu dienen, Zwangsgedanken wieder zu neutralisieren. Zum Beispiel haben sie den Zwang bestimmte Formeln aufsagen zu müssen, damit Angehörigen kein Unglück passiert.

Zwangshandlungen

Um die negativen Gefühle zu unterdrücken, die durch die Zwangsgedanken ausgelöst werden, verspüren viele Betroffene einen inneren Zwang, bestimmte Handlungen ausführen zu müssen, obwohl sie wissen, dass sie stark übertrieben oder unsinnig sind. Ein Betroffener kontrolliert zum Beispiel fünfmal nacheinander, ob das Bügeleisen wirklich aus ist, auch wenn er weiß, dass er es abgeschaltet hat. Trotzdem muss er die Aktion in gleicher Weise wiederholen, bis er sich endlich einigermaßen sicher fühlt. Zwangshandlungen laufen meist nach selbst entwickelten Mustern ab. Sie heißen daher auch Zwangsrituale. Beispielsweise berührt ein Betroffener jede Herdplatte einzeln in einer bestimmten Reihenfolge, um zu testen, ob die Platten alle kalt und der Herd somit auch wirklich ausgeschaltet ist. Oft muss dabei gezählt und der ganze Vorgang wiederholt werden. Passieren dabei Fehler, muss das Ritual von vorne beginnen. Andernfalls hat der Betroffene das Gefühl, Auslöser einer Katastrophe zu sein. Am häufigsten beziehen sich Zwangshandlungen auf Themen wie Sauberkeit, Ordnung und Kontrolle. Betroffene fürchten beispielsweise unheilbar zu erkranken, wenn sie sich nicht halbstündlich die Hände waschen. Langfristig führen Zwänge zu großer Unsicherheit und schränken das Leben des Betroffenen massiv ein. Die meisten Betroffenen vermeiden immer mehr Situationen, die Zwänge auslösen könnten. Zum Beispiel benutzt eine Person mit Kontrollzwang im weiteren Krankheitsverlauf ihren Herd nicht mehr, um nicht nach dessen Verwendung kontrollieren zu müssen, ob er ausgeschaltet ist.

Ursachen

Bei der Entstehung von Zwangsstörungen spielen psychologische, biologische und soziale Faktoren eine Rolle. Untersuchungen belegen, dass die erbliche Komponente bei einem Teil der Betroffenen eine Rolle spielt, wobei sie weniger stark ausgeprägt ist als bei anderen psychologischen Erkrankungen. Auch neurologische Veränderungen könnten laut neueren Untersuchungen eine Rolle spielen. Experten gehen zudem davon aus, dass bestimmte Faktoren in der Erziehung Ursachen für Zwangsstörungen sind. Dazu zählen beispielsweise eine Erziehung zu übertriebener Sauberkeit oder Leistungsdruck. Darüber hinaus können sich Zwänge infolge von neurologischen Gehirnverletzungen, Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumata entwickeln. Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass bei einem Teil der Betroffenen auch Infektionen in der Kindheit, insbesondere Streptokokken, ein möglicher Auslöser sind.

Diagnose

Der Arzt oder Psychologe führt ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen über seine Krankheitsgeschichte und seine genauen Beschwerden (Anamnese). Mit Hilfe spezieller Fragebögen fragt der Arzt gezielt nach Symptomen. Auch eine genaue körperliche Untersuchung ist wichtig. Denn manchmal sind organische Ursachen für die beobachteten Symptome von Zwangserkrankungen verantwortlich. Zum Beispiel können bei bestimmten neurologischen Erkrankungen Zwänge auftreten. Auch andere psychologische Erkrankungen, wie etwa Depressionen oder Schizophrenie, müssen als Ursache ausgeschlossen werden. Der wesentliche Unterschied besteht aber in der Wahrnehmung des Zwangs: Die Zwangsgedanken werden bei Depression und Schizophrenie zwar als belastend, meist aber nicht als überflüssig oder sinnlos empfunden. Bei einer Zwangsstörung ist dies aber der Fall.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere und Ausprägung der Zwangserkrankung. In der Regel erfolgt sie ambulant und nur in wenigen Fällen stationär oder in der Tagesklinik.

Die Behandlungsform der ersten Wahl ist die Verhaltenstherapie. In einigen Fällen kann ergänzend aber auch eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein.

Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen

Bei der Verhaltenstherapie setzt sich der Betroffene mit Unterstützung des Arztes Schritt für Schritt mit den Situationen und Reizen auseinander, die bei ihm den Zwang auslösen. Dabei erlernt der Patient alternative Möglichkeiten mit den dabei auftretenden Gefühlen umzugehen und seine Überzeugungen und Befürchtungen, die zum Ausführen der Zwangsstörung führen, zu hinterfragen.

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