St. Marien Hospital Eickel - Persönlichkeitsstörungen
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Erkrankungen

Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen bezeichnen eine Klasse psychischer Störungen, bei denen bestimmte Merkmale der Persönlichkeit und des Verhaltens unflexibel, besonders ausgeprägt oder wenig angepasst sind. Circa 10 % der Weltbevölkerung leidet an dieser psychischen Erkrankung. Was heute als Persönlichkeitsstörung bezeichnet wird, nannte man früher z. B. Neurose, Hysterie oder Psychopathie. Da diese Begriffe aber sowohl mit Vorurteilen belastet als auch inhaltlich unklar waren, werden sie heutzutage nicht mehr verwendet. Es werden folgende Formen unterschieden:

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung sind misstrauisch und immer darauf gefasst, von anderen angegriffen oder verletzt zu werden. Auf Kritik reagieren sie überempfindlich und unangemessen. Fühlen sie sich benachteiligt oder angegriffen, gehen Betroffene zum Gegenangriff über.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird auch oft Borderline-Syndrom oder emotional-instabile Persönlichkeitsstörung genannt und ist von starken Stimmungsschwankungen geprägt. Betroffene werden oft von einer Sekunde auf die andere wütend oder brechen in Tränen aus, verhalten sich sehr impulsiv und haben daher meist Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen. Betroffene empfinden ihr eigenes Verhalten meist als fremd und können sich nicht mit sich selbst identifizieren.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Im Vordergrund einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung stehen eine extreme Ordnungsliebe und klare Vorstellungen von Regeln. Betroffene können nicht damit umgehen, wenn Regeln nicht eingehalten werden oder etwas entgegen ihren Vorstellungen erledigt wird.

Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung

Menschen, die von einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung betroffen sind, verhalten sich in vielen zwischenmenschlichen Situationen schüchtern und unsicher. Sie isolieren sich aus Angst vor Kritik oder Zurückweisung, stehen nicht gerne im Mittelpunkt und haben Schwierigkeiten vor Menschen zu sprechen. Oft empfinden sie sich zudem selbst als minderwertig. Betroffene sind anfällig für die Entwicklung anderer psychischer Erkrankungen, wie Angststörungen und Depressionen.

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Betroffene, die an einer abhängigen Persönlichkeitsstörung leiden, treffen ungern eigene Entscheidungen. Sie benötigen stets den Rat und die Bestätigung anderer, haben das Gefühl inkompetent zu sein und fühlen sich nicht in der Lage ein selbstständiges Leben zu führen.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung

Wer an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leidet, ist oft aggressiv, impulsiv, empfindet Gleichgültigkeit gegenüber anderen und hat kein Schuldbewusstsein. Entsprechend handeln Betroffene oft gesetzeswidrig. Bei dieser Persönlichkeitsstörung werden unterschiedliche Typen differenziert, je nachdem, ob die eigene Impulsivität kontrolliert und die Gefühle anderer nachempfunden werden können oder nicht.

Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Betroffene, die an einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, verhalten sich in sozialen Situationen unangemessen und exzentrisch. Sie leben zurückgezogen, sind in der Regel wenig emotional und haben kaum Kontakt zu anderen Menschen. Zudem können Denken und Wahrnehmung des Betroffenen verzerrt sein. Teilweise entwickeln Personen, die an dieser Persönlichkeitsstörung erkrankt sind, ungewöhnliche Ideen und Glaubensvorstellungen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Menschen, die an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden, haben ein sehr großes Ego und sind der Überzeugung, alles drehe sich nur um sie. Betroffene halten sich für großartig und überschätzen sich selbst. Sie erwarten, bewundert zu werden und haben Schwierigkeiten sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen. Diese Persönlichkeitsstörung wird oft von Größenfantasien begleitet.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Die histrionische Persönlichkeitsstörung (lat. histrio = Schauspieler) zeichnet sich durch egozentrisches, manipulatives und extrovertiertes Verhalten aus. Betroffene haben ein extremes Geltungsbedürfnis und inszenieren sich häufig selbst in übertriebener, theatralischer Form.

Ursachen

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung begünstigen. Zum einen spielen genetische Aspekte eine Rolle. Leidet ein Elternteil an einer Persönlichkeitsstörung, ist das Risiko, dass das Kind auch daran erkrankt, um ein fünffaches erhöht. Auch Kindheitserfahrungen sowie das Temperament einer Person spielen eine große Rolle. Ist jemand ängstlich, neigt er beispielsweise eher dazu eine abhängige Persönlichkeitsstörung zu entwickeln als jemand der selbstbewusst ist. Darüber hinaus untersuchen Forscher derzeit neurobiologische Hintergründe.

Diagnose

Persönlichkeitsstörungen entwickeln sich bereits in Kindheit und Jugend. Dennoch wird die Diagnose erst gestellt, wenn die betroffene Person 18 Jahre alt ist. Oft verschwinden Persönlichkeitsakzentuierungen zwischen 15 und 18 Jahren wieder, weil Jugendliche in diesem Alter mit der Findung der eigenen Identität und Autonomie beschäftigt sind und sich häufig gegen die Anpassung an gesellschaftliche Normen auflehnen. Daher wäre eine zu frühe Diagnose unüberlegt.

Zur Stellung der Diagnose führt der Arzt oder Psychologe ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, um sich über die aktuelle Lebenssituation und eventuelle körperliche Erkrankungen zu informieren (Anamnese). Mit Hilfe von standardisierten Interviews, Fragebögen und Checklisten kann eine erste Einschätzung getroffen werden, ob und wenn ja welche Art von Persönlichkeitsstörung vorliegt. Besonders die Kindheit des Betroffenen ist hierbei von Bedeutung.

Behandlung

Die essenziellen Methoden zur Behandlung einer Persönlichkeitsstörung sind die Psychoedukation und Psychotherapie.

Psychoedukation

Bei der Psychoedukation klärt der Therapeut den Betroffenen ausführlich über die Diagnose auf. Es ist wichtig, dass der Betroffene sich in der Erklärung des Krankheitsbildes wiedererkennt, denn dadurch merkt er, dass er mit jemanden spricht, der weiß, was in ihm vorgeht und fasst leichter Vertrauen.

Psychotherapie

Ziel der Psychotherapie ist, Verhaltensmuster zu untersuchen und nach Möglichkeit zu verändern. Dabei werden besonders die kognitive Verhaltens- und die interpersonelle Psychotherapie als angewendet. Der Therapeut hinterfragt gemeinsam mit dem Betroffenen, warum er sich in der jeweiligen Situation auf eine bestimmte Weise verhält. Der Schwerpunkt liegt in der Regel nicht darauf, Probleme aus der Vergangenheit oder Kindheit aufzuarbeiten, um die Wurzeln der Beschwerden zu erkennen, sondern auf der Aneignung neuer Sicht- und Verhaltensweisen, um die Probleme zu überwinden. Dabei kommen zum Beispiel Rollenspiele, Verhaltensübungen, Vorstellungsübungen (mentales Training) und ergänzend auch Entspannungsverfahren zum Einsatz.

Medikamentöse Therapie

Eine medikamentöse Therapie kann die Persönlichkeit nicht grundlegend verändern. Es ist lediglich möglich, bestimmte Verhaltens- und Erlebensweisen, die in Form einer Persönlichkeitsstörung auftauchen, abzuschwächen oder zu verbessern. Ist der Betroffene beispielsweise impulsiv, können Stimmungsstabilisierer hilfreich sein. Medikamente sind jedoch bei Persönlichkeitsstörungen nur eine kurzzeitige Lösung. Eine medikamentöse Therapie ohne Psychotherapie hat wenig Aussicht auf Erfolg.

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