St. Marien Hospital Eickel - Anpassungsstörungen / Posttraumatische Belastungsstörungen
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Anpassungsstörungen / Posttraumatische Belastungsstörungen

Anpassungsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind Reaktionen auf ein belastendes Lebensereignis, die sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes und Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken.

Betroffene, die an einer Anpassungsstörung leiden, können einen neu eingetretenen schwierigen psychischen oder physischen Zustand, wie berufliche Konflikte oder Krankheitsfälle, emotional nicht verarbeiten bzw. sich an die neue Lebenssituation nicht anpassen. Betroffene, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, können hingegen vergangene Erfahrungen, denen ein Trauma vorangegangen ist, wie etwa eine Vergewaltigung, Kriege, Terroranschläge, Naturkatastrophen oder schwere Unfälle, nicht verarbeiten.

Symptome

Anpassungsstörungen treten meist innerhalb eines Monats nach dem auslösenden Ereignis auf, während posttraumatische Belastungsstörungen auch Jahre später auftreten können. Betroffene, die an einer Anpassungsstörung leiden, sind zudem oft verbittert und emotional gedrückt. Auch Desinteresse und Konzentrationsmangel sind häufige Symptome. Daneben können sich auch somatische Beschwerden einstellen, wie beispielsweise Verspannungen und Störungen im Verdauungsapparat. Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung erleben Betroffene oft Flashbacks, Alpträume oder gar die gleichen Gefühle und den gleichen körperlichen Schmerz wie in der auslösenden Situation. Daraus resultieren meist Ängste, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit oder Konzentrationsstörungen. Selbst kleine Reize, wie etwa ein harmloses Geräusch, genügen, um das traumatische Geschehen so wieder aufflackern zu lassen als passiere es erneut. Das Gefühl will sich nicht einstellen, dass das schreckliche Ereignis in der Vergangenheit liegt und vorbei ist. Um die negativen Empfindungen zu betäuben, greifen manche Betroffene zu Alkohol, Beruhigungsmitteln oder Drogen. Das Risiko für eine Suchterkrankung steigt bei einer posttraumatischen Belastungsstörung stark an. Bei beiden Störungsformen ist zudem die Suizidgefahr erhöht.

Ursachen

Verantwortlich für eine posttraumatische Belastungsstörung ist immer ein Trauma, also eine sehr belastende, außergewöhnliche Situation. Diese sind abzugrenzen von Ereignissen, die zum durchschnittlichen Leben dazugehören, wie beispielsweise eine Trennung oder der Tod eines älteren Angehörigen. Diese können aber wiederum Auslöser einer Anpassungsstörung sein. Risikofaktoren für beide Störungsformen sind ein schwaches soziales Umfeld. Eine posttraumatische Belastungsstörung kommt zudem gehäuft bei bestimmten Berufsgruppen vor, die häufiger belastende Ereignisse verarbeiten müssen, darunter etwa Soldaten, Polizisten und Einsatzhelfer. Wissenschaftler vermuten zudem, dass eine gewisse Bereitschaft für posttraumatische Belastungsstörungen bereits in den Genen liegen könnte. Ein erhöhtes Risiko für eine Anpassungsstörung haben vor allem sensible Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein. Aber auch in welcher Lebenssituation den Betroffenen das Ereignis ereilt, ist entscheidend. Manchmal ist der letzte einer Kette von kleineren Stressfaktoren Auslöser einer Anpassungsstörung.

Diagnose

Für die Diagnose beider Störungen ist das ausführliche Gespräch zwischen Arzt oder Psychologen und Patienten, die sogenannte Anamnese, entscheidend. Der Arzt erkundigt sich nach den Symptomen und der Krankengeschichte des Patienten. Spezielle Fragebögen und weitere körperliche Untersuchungen unterstützen das Stellen der Diagnose. Außerdem fragt der Experte behutsam nach möglichen Auslösern, etwa einem besonders belastenden Ereignis, das den Symptomen vorausgegangen ist. Dabei wird er vor allem bei einer posttraumatischen Belastungsstörung mit Bedacht vorgehen, denn ein zu intensives Fragen nach dem traumatischen Geschehen könnte Erinnerungen bei dem Patienten wecken, die die Symptome verstärken und ihn vor dem Beginn einer Therapie überfordern.

Auch der Ausschluss anderer psychiatrischer Krankheiten ist ein wichtiger Faktor bei der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung oder Anpassungsstörung, da beide Krankheiten gemeinsame Symptome mit anderen Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen, haben.

Behandlung

Je nach Schwere der Erkrankung findet die Behandlung ambulant, tagesklinisch oder stationär statt.

Psychotherapie bei Anpassungsstörungen

Für die Behandlung einer Anpassungsstörung wird auf psychotherapeutische Verfahren zurückgegriffen. Bei einer leichten Anpassungsstörung genügt in der Regel ein einfühlsames Gespräch, bei dem der Arzt mögliche Bewältigungsstrategien mit dem Betroffenen bespricht. Auch wie sich der Betroffene mehr Unterstützung durch sein soziales Umfeld sichern kann, ist Teil des Gesprächs. Bei einem schweren Verlauf wird in durchschnittlich 10 bis 20 psychotherapeutischen Sitzungen zunächst der emotionale Druck, dem sich der Patient ausgesetzt fühlt, abgebaut. Danach werden Methoden zur Problembewältigung gemeinsam erarbeitet. Ziel ist es auch, das Selbstwertgefühl und die Motivation des Betroffenen zu stärken und dessen Handlungsfähigkeit wiederherzustellen.

Medikamentöse Therapie bei Anpassungsstörungen

In manchen Fällen kann eine kurzzeitige Pharmakotherapie sinnvoll sein, die dabei unterstützt, Ängste und depressive Verstimmungen abzubauen. Dabei können im Einzelfall Schlafmittel und Antidepressiva zum Einsatz kommen.

3 Phasen-Therapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen

Die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung erfolgt stets durch einen erfahrenen Psychotraumatologen. Denn kommen die falschen Therapieverfahren zum Einsatz, könnten sie das Trauma womöglich noch verfestigen statt dem Betroffenen bei der Bewältigung zu helfen. Die Therapie findet üblicherweise in drei Phasen statt:

  1. Das erste Ziel der Therapie ist, eine sichere Umgebung herzustellen, in der der Betroffene vor weiterer Traumatisierung geschützt ist. Wenn möglich, werden auch Angehörige einbezogen, so dass sie den Betroffenen bestmöglich unterstützen können.
  2. In dieser Phase geht es geht es darum, im Alltag besser mit den belastenden Symptomen umgehen zu können. Hierbei können Entspannungsverfahren helfen, aber auch Techniken, die es dem Patienten erlauben, belastende Gedanken und Gefühle ein Stück weit unter Kontrolle zu bringen. In manchen Fällen ist zusätzlich eine medikamentöse Therapie sinnvoll.
  3. Ist der Betroffene emotional stabil genug, konfrontiert der Psychotherapeut ihn Schritt für Schritt mit den Bildern und Gefühlen des traumatischen Erlebnisses. Sie werden analysiert und eventuell neu bewertet. Schließlich wird dem Betroffenen geholfen, wieder ins Leben zurück zu finden. Dabei müssen oft ganz praktische Fragen geklärt werden. So kann es manchmal nötig sein, neue berufliche Perspektiven in Betracht zu ziehen, um Rückfälle zu vermeiden.
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