St. Marien Hospital Eickel - Affektive Störungen
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Affektive Störungen

Bei einer affektiven Störung (von lat. affectivus = gefühlsbetont) ist die Gefühlslage krankhaft verändert. Typische Ausprägungen sind die Depression und die Manie. Bei einer Depression handelt es sich um eine anhaltende, extrem gedrückte Stimmung. Bei einer Manie hingegen ist die Stimmung in gesteigertem Maß euphorisch.

Unipolare und bipolare affektive Störungen

Manche Menschen haben ausschließlich depressive Phasen, bei anderen wechseln sich Depression und Manie ab. Entsprechend wird zwischen uni- und bipolaren affektiven Störungen unterschieden. Bei einer unipolaren affektiven Störung hat der Betroffene entweder eine Manie oder eine Depression. Bei der bipolaren affektiven Störung (früher auch manisch-depressive Erkrankung genannt) dagegen treten depressive und manische Phasen im Wechsel auf. In seltenen Fällen kommt es vor, dass eine Person manische Phasen hat, ohne anschließend eine Depression zu bekommen. Die häufigste affektive Störung ist die unipolare Depression. Etwa 65% aller an einer affektiven Störung erkrankten Personen leiden an dieser Form.

Symptome

Typische Symptome sind extreme Stimmungslagen. Symptome einer Depression sind gedrückte Stimmung, ein verminderter Antrieb sowie ein Verlust an Freude und Interessen. Bei einer Manie ist die Stimmung der Betroffenen übermäßig heiter, auch wenn sie nicht zur jeweiligen Situation passt. Außerdem sind manische Personen oft übermotiviert, verlieren Hemmungen gegenüber fremden Personen und überschätzen sich selbst. Darüber hinaus sind ein vermindertes Schlafbedürfnis, ein gesteigertes Redebedürfnis bis hin zu kaufrauschartigen Exzessen und übermäßigem Sexualtrieb typische Symptome einer Manie. Die Übererregung kann auch dazu führen, dass die Patienten sehr reizbar und aggressiv sind. Bei einer bipolaren Störung wechseln depressive und manische Phasen, oft ohne ersichtlichen Grund.

Psychotische Symptome

Eine affektive Störung kann vorübergehend zu psychotischen Symptomen führen. Zum Beispiel haben manche Depressive die Wahnvorstellung, sie würden in Kürze verarmen. Mögliche Symptome einer psychotischen Manie sind Größenwahn oder Halluzinationen in Form von Stimmenhören.

Ursachen

Die Ursachen einer affektiven Störung gründen in einem Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. In manchen Familien kommen affektive Störungen häufiger vor als in anderen, was auf eine erbliche Komponente schließen lässt. Auslöser für eine akute Depression oder Manie können belastende Ereignisse sein. Dazu zählen zum Beispiel eine Trennung oder Konflikte in der Partnerschaft, Arbeitslosigkeit, mangelnde soziale Unterstützung, anhaltender Stress, aber auch Traumata wie Missbrauch. Auch körperliche Erkrankungen oder bestimmte Medikamente können zu einer akuten depressiven oder manischen Episode führen.

Diagnose

Eine affektive Störung kann je nach Schweregrad sehr belastend sein. Häufig führt sie zu Problemen in Partnerschaft und Beruf, Verschuldung während einer manischen Phase, sozialer Isolation oder gar Suizidgedanken. Dennoch bleiben affektive Störungen häufig lange Zeit unentdeckt. Personen, die eine Depression haben, warten aus Scham oft lange, bis sie zum Arzt gehen. Zudem kann es sein, dass eine Depression mit körperlichen Symptomen einhergeht, sodass zunächst eine körperliche Erkrankung vermutet wird. Menschen mit einer bipolaren Störung fühlen sich während einer manischen Episode meist nicht krank. Sie suchen daher höchstens in einer depressiven Phase den Arzt auf. Dabei erwähnen sie die vorangegangene Hochstimmung meist gar nicht.

Um eine affektive Störung zu diagnostizieren, wird der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen, um sich über die aktuelle Lebenssituation und eventuelle körperliche Erkrankungen zu informieren (Anamnese). Psychische Probleme oder belastende Situationen sollten ausführlich geschildert werden.

Behandlung

Die Behandlung einer Depression richtet sich nach der Schwere und Ausprägung der Erkrankung. In aller Regel hilft bei milden Formen eine Psychotherapie allein, ab mittelschwerer Ausprägung der Erkrankung eine Kombination aus Psychotherapie und antidepressiv wirksamer Medikation. Die Behandlung muss jedoch in hohem Maß auf die Besonderheiten des Betroffenen ausgerichtet sein.

Psychoedukation

Bei affektiven Störungen ist die Psychoedukation ein elementarer Bestandteil der Behandlung. Hierbei wird dem Betroffenen Wissen über seine Erkrankung vermittelt, was einen günstigen Effekt auf den weiteren Verlauf hat. Insbesondere Frühsymptome neuerlicher Krankheitsepisoden müssen bekannt sein, um im Falle einer Wiedererkrankung möglichst frühzeitig dagegen angehen zu können. 

Psychotherapie

Eine Psychotherapie ist essenziell, um die aktuelle Krankheitsepisode zu behandeln, neuen Phasen vorzubeugen oder diese möglichst lang hinauszuzögern. In verschiedenen psychotherapeutischen Methoden lernen die Patienten hierbei, Risiko- und Stressfaktoren individuell zu erkennen und zu minimieren.

Medikamentöse Therapie

Darüber hinaus kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Medikamente helfen dabei, die beschwerdefreie Zeit bis zur nächsten Episode zu verlängern und Stimmung, Antrieb sowie den Schlaf-Wach-Rhythmus zu verbessern. Zum Beispiel führt Lithium bei einem Drittel der Patienten zu einem Stillstand der Erkrankung. Ein weiteres Drittel spricht teilweise auf Lithium an, der Rest leider gar nicht. Alternativ zu Lithium eignen sich Antipsychotika und Antiepileptika zur Therapie einer akuten Manie und zur Phasenprophylaxe. Befindet sich der Patient in einer depressiven Phase, sind Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer und manche Antipsychotika geeignete Mittel. In der medikamentösen Behandlung von Mischzuständen wird zumeist eine Mischung aus Lithium und bestimmten Antiepileptika und Antipsychotika eingesetzt. Die Medikation ist für jeden Patienten individuell und muss regelmäßig angepasst werden. Bei den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten wird in der Regel Nebenwirkungsfreiheit angestrebt.

Darüber hinaus können weitere Methoden die medikamentöse Behandlung ergänzen, zum Beispiel die Ergotherapie oder Entspannungsverfahren.

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